Freitag, 15. August 2008

Epilog

Die Wiedereingliederungsmaßnahmen zeigen erste Erfolge und die ersten Eindrücke der letzten sechs Wochen fangen bereits an zu verschwimmen. Höchste Zeit, einige Rückschlüsse zu ziehen. Dabei möchte ich allerdings auf "das Wetter war toll und die Landschaft umwerfend"-Geplänkel verzichten (ich denke die Bilder sprechen für sich) und statt dessen ein paar Erfahrungen weitergeben, die ich im Sattel sammeln konnte. Die guten sind dabei mit einem + und die schlechten mit einem - gekennzeichnet (für den Fall, dass in der folgenden Aufzählung Marken- oder Herstellernamen genannt sind, dann nur, weil mich diese Produkte wirklich überzeugen und nicht, weil ich etwas davon habe):

+ Rohloff-Nabe: das Beste Schaltwerk (leider auch das Teuerste), das ich bisher an einem Fahrrad hatte und ich möchte nichts anderes mehr
+ Arm-, Bein- und Knielinge: auch wenn ich diese Accessoires vor der Reise kritisch beäugt habe, hätte ich ohne sehr sehr alt und vor allem kalt ausgesehen
- einfache Zeltheringe: machen beim Hauch eines härteren Bodens die Biege (im wahrsten Sinne des Wortes); die Lösung sind dreifach-gesickte Heringe aus Alu (z.B. von MSR)
- Radkleidung für jede Temperatur: ich hatte leider nur Sommer- und Winterkleidung mit, die im Extremfall zu kalt oder zu warm war. Es empfielt sich, neben einem langen Trikot und einer warmen Jacke noch ein langes Thermo-Trikot (kann man ggf. auch als dünne Jacke verwenden) und eine dünne/leichte winddichte Weste mitzunehmen. Ferner ist zur Wärmeregulation an warmen und kühleren (nicht kalten) Tagen ein Kopftuch (z.B. Buff oder HAD) sehr angenehm. Wenn es warm ist, saugt es den Schweiß auf und lässt ihn großflächig verdunsten, im Kühlen wärmt es (auch die Ohren).
+ wasserdichte Kleidung: nicht nur in den nördlichen Gefilden sollte eine gut sitzende Regenhose und eine Regenjacke obligatorisch sein. Zusätzlich bieten sich als kleine aber feine Helfer wasserdichte, lange Handschuhe, ein Helmüberzug, sowie wasserdichte Überschuhe und wasserdichte Socken (!), so genannte Seal Skinz, an.
+ detaillierte Karten vor Ort kaufen: spart Gewicht und diese sind meistens am genauesten. Maßstäbe max. 1:500.000, eher kleiner und mit Höhenprofilen
+ helle Farben: ich bilde mir ein, durch meine gelben Packtaschen von anderen Verkehrsteilnehmern recht gut gesehen worden zu sein (auch wenn schwarz schicker gewesen wäre)
+ keinen Meter ohne Fahrradhelm: sollte sich eigentlich von selbst verstehen, spätestens bei Überholmanövern von LKW in einem Abstand unter 1 m
+ (wasser-) dichte Beutel für feuchte oder schmutzige Wäsche: so bleibt der Rest trocken und sauber
- Tacho: ich wollte anstatt Tacho mit GPS fahren. Dieses braucht aber leider zu viel Batterie und ganz ohne Tacho hat man teils Schwierigkeiten, die Strecke einzuschätzen und somit seine Kräfte richtig einzuteilen
+ Tagebuch: hilft, auch nach der Reise gewisse Zusammenhänge nochmal ins Gedächtnis zu rufen
+ Etappenplan: mit dessen Hilfe lässt sich die verbleibende Zeit wunderbar abschätzen
+ Autan protection plus: hilft zwar nur eine Stunde gegen die skandinavischen Mücken, aber riecht wesentlich angenehmer als manch anderes Mittelchen und ist ziemlich preiswert
- USB-Kartenleser: fast alle öffentlichen PCs haben CD-ROM-Laufwerke und USB-Anschlüsse, jedoch keinen Kartenleser. Wenn man diesen selbst dabei hat, ist es einfacher, Fotos ins Internet zu stellen.
- ab Honningsvåg geht es eigentlich nur noch bergauf: von dort zum Norkapp, wenn man anschließend wieder zurück möchte, ist ausreichend. Keinen falschen Ehrgeiz, auch, wenn dies "nur" 60 km sind. Sollte man noch vor Honningsvåg starten, bietet sich Skarsvåg als "Basislager" an.
+ Kabine für die Nacht auf dem Postschiff: auch wenn etwas teurer. Ohne habt ihr die ganze Zeit euer Gepäck an den Hacken, könnt nicht in Ruhe schlafen, geschweigedenn duschen.
- Tagesausflug mit öffentlichen Verkehrsmitteln am Wochenende: "erst wieder am Montag" wird die Antwort am Wochenende auf eure Frage, ob man da und dahin auch mit dem Bus fahren kann. Ausflüge an Ruhetagen im hohen Norden also möglichst unter der Woche planen.

Auch das Fotoalbum ist seit heute komplett. Was noch fehlt und was mir sehr am Herzen liegt, ist, den "Soundtrack to my escape '08" zusammenzustellen. Für alle Freunde der gepflegten Rockmusik (und solche, die es werden wollen), werde ich die Setliste auch hier hinterlegen. Dauert aber noch ein bißchen. Wusstet ihr eigentlich, dass es auch eine End-to-End-Radroute durch England, Wales und Schottland gibt? Die ist nur knapp 1900 km lang. Muss mal rechnen ...

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